BG Kritik: „Deadpool 2“
Als ein junger Mutant mit Feuerschleuderkräften droht, zu einem seriösen Superbösewicht zu werden, erscheint der halb kybernetische und vollends grimmige Supersoldat Cable aus der fernen Zukunft, um dem pubertierenden Feuerbändiger den Garaus zu machen. Nicht mit Deadpool, der den Kleinen in Schutz nimmt und dafür sein eigenes Team gründet, die X-Force…
DEADPOOL 2 (2018)
Regie: David Leitch
Cast: Ryan Reynolds, Josh Brolin, Peter
Kritik:
Im Film sagt einer ernst zum X-Men Mitglied Colossus, dass er einen „Cock-Ring“ aus ihm machen werde – und es ist nicht Deadpool, der das von sich gibt. Das ist das (leidlich ?) gefeierte Niveau des heiß erwarteten Sequels zum Anarcho-Blödeldödelhit Deadpool, der 2016 gekonnt maskiert mit Kalauern und Katanas um sich schlug und sich pilatesmäßig ausgiebig darum bemühte, meta-sarkastisch über Comicfilm-Klischees herzuziehen. Jetzt gibt’s endlich neues Material – nicht mehr, nicht besser, nicht schlechter, einfach neues Material.
Die zahlreichen, oft infantilen Witze auf Limp Bizkit / American Pie DVD-Sequel Niveau klappen nach wie vor so gut, dass Tom Gerhardt stolz sein kann, und kommen in solch rapider Anzahl, dass zwar so mancher vorhersehbar werden mag, dafür aber auch einige echte Negasonic Teenage Warheads mit dabei sind. Ryan Reynolds ist einmal mehr großartig und mit jugendlichster Inbrunst dabei und er schafft es immer wieder, auch schwächere Sequenzen amüsant zu quasseln. Die X-Force, sein zusammengecastetes Team aus Anfängersuperhelden, spielt keine allzu wichtige Rolle, ebenso wie besagte Teenagerin aus dem ersten Teil, sorgen aber immer wieder für herrlichie Dialoge. Während seine Großer-Bruder-Freundschaft zum kleinen Pyromanen nicht ganz so mitreißend ausfällt wie sie’s gern hätten, entpuppt sich Josh Brolin – der übrigens aktuell auch Thanos in Avengers: Infinity War spricht und spielt – als furioser Neuzugang. Anstatt nur einsilbig konsequent hart und harsch auf Deadpools geballte Nervigkeit zu reagieren, darf er als halber Super-Robocop aus der Zukunft jede Menge große Actionszenen kriegen und sich als happiger Gegenspieler mit allerlei Gadgets erweisen. Die Action an sich ähnelt der des ersten Teils, mit vielen akrobatischen Stunts, und ist sich auch dieses Mal nicht zu schade, gedönerte Körperteile durch die Gegend zu jagen.
Obwohl der erste Film überraschend erfolgreich ausfiel, verfiel man für 2 in keinen Ausgebwahn. Deadpool 2 mag bei der ein oder anderen Verfolgungsjagd etwas tiefer ins Portmonee gegriffen haben, doch erneut geht’s um keine Weltenrettung und stürzen auch keine Gebäude ein. Das Szenario bleibt erfreulich klein. Und sonst? Die Verweise auf übrige Marvel, Fox und DC Comic-Filme, inklusive Reynolds‘ früherer Auftritte als Deadpool und Green Lantern, sind äußerst amüsant, und pendeln korrekterweise zwischen offenkundigen Banalitäten wie dem obligatorischen Batman v Superman Diss, bis hin zu obskureren Referenzen, die nur eingefleischte Comicfans kennen können.
Als Gesamtwerk überrascht Deadpool in erster Linie dadurch, für Deadpool Verhältnisse relativ brav und gewöhnlich zu sein, obwohl es ironischerweise erst die freche Andersartigkeit war, die den ersten Film des Kaspers im roten Ninjaspandex von allen anderen absonderte. Das Sequel verrät quasi schon im Filmtitel, dass man nicht allzu viel Frischheiten erwarten sollte, nur Frischhaltefolie. Wade bekommt zwar keinen weiteren Origin spendiert, darf mit seiner Vanessa aber eine ähnlich romantische, überspendierte Grundsubstanz durchpaddeln wie im ersten. Der indische Taxifahrer sucht weiteren Rat, es gibt die gleichen Gespräche mit dem Barkeeper und der blinden Nachbarin, wieder werden die (lizenzrechtlich abwesenden) X-Men schikaniert, Bösewichte beleidigt und gesichtslose Goons filetiert, statt Baby-Armen wachsen Wade nun Baby-Beine, und Colossus darf sich mit einem nächsten überstarken Gegner CGi-kloppen (auch wenn der, wie auch so mancher Cameo, erfreulicherweise nicht vorab gespoilt wurde). Das gibt selbstredend erneut einen rundum unterhaltsamen Film samt Bond-Eröffnungssequenz mit Celine Dion Song ab, doch wenn wir ganz ehrlich sind, würde sich ein authentisches Deadpool Sequel maßlos über eine so normale und erwartbare Fortführung clever lustig machen. Dass er hin und wieder darauf hinweist, dass gewisse Sprüche und Attitüden rassistisch oder genderbeleidigend aufgefasst werden könnten, reicht da lange nicht, um die mögliche eine Erwartung, erneut so wild überrascht zu werden wie damals, nicht zu erfüllen.
Fazit:
Eine Bewertung bedarf es hier gar nicht. Der zweite Teil ist dem ersten so ähnlich, dass man seine Erwartungen direkt daran orientieren sollte. Was DP2 storytechnisch schwächer als beim Vorgänger macht, wiegt er mit einem hervorragenden Josh Brolin locker wieder auf, und da es so viele ähnliche, aber eben auch ähnlich gute Momente gibt, darf man sich für diese Nerd-Ninja-Sangria fraglos erneut zum marveligen Ballermann 6 Strand begeben.
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