BG Kritik: „Hunter Killer“

7. Januar 2019, Christian Mester

Als ein amerikanisches U-Boot bei einer Beschattungsmission verloren geht, beauftragt man den frisch gebackenen neuen Captain Glass (Gerard Butler, hat nichts mit Mr. Glass aus Unbreakable zu tun) und seine Mannschaft, der Sache auf den Grund zu gehen. Vor Ort stellt sich heraus, dass ein abtrünniger russischer General den eigenen Präsidenten erledigen und einen Dritten Weltkrieg anzetteln will. Captain Glass folgt dem Call of Duty…

Hunter Killer (USA 2018)
Regisseur: Donovan Marsh
Cast: Gerard Butler, Gary Oldman, Common

© Lionsgate

Der nächste Butler Flop nach Geostorm, Gods of Egypt, Family Man und Criminal Squad?

U-Boot Thriller gibt es nicht viele, aber sie tauchen immer mal wieder auf und hinterlassen meistens gute Eindrücke. Schön, Crash Dive 1 und 2 mit Michael Dudikoff, Phantom mit David Duchovny und Submerged mit Steven Seagal mögen trashig gewesen sein, doch selbst die hatten einen gewissen Charme. Ansehnlicher wurde es mit Jagd auf Roter Oktober, Crimson Tide, U-571 oder einem der wenigen echten deutschen Filmklassiker, Das Boot, mit Herbert Grönemeyer. Eigentlich ist es ja auch einfach, daraus packendes Zeug zu machen. Eine Gruppe Soldaten, eingeschlossen in einem schwimmenden Sarg ohne Fenster, eingepfercht, verschwitzt und den Entscheidungen eines Mannes ausgeliefert. So stark bewaffnet, dass sie eine ganze Flotte im Alleingang versenken können, mit Torpedos, die so groß sind, dass ein einziger Treffer ein Schiff mit hunderten Besatzungsmitgliedern untergehen lassen kann (s. Dunkirk). Nein warte, die manchmal so verheerend sein können, dass ein neuer Weltkrieg gestartet werden könnte.

Und dann auch noch der Stealthaspekt. Dafür, dass es Monster mit hunderten Tonnen von Gewicht sind, die ganze Städte ausradieren können, ist Sound alles. Um unentdeckt zu bleiben, müssen sie immerzu klammheimlich leise sein. Was vor allem dann schwierig ist, wenn bereits Wasser eintritt und eigentlich fleißig geflickt und geschraubt werden müsste. Spannende Szenen schreiben sich so ganz von allein.

Hunter Killer, der von Butler selbst und The Fast and the Furious Schöpfer Neil H. Moritz produziert worden und eine Buchverfilmung ist, hat dementsprechend viel davon unter Deck. Das Boot verfolgt andere Schiffe, gerät unter Feuer, durchquert ein Wasserminenfeld, erleidet diverse Schaden und kommt dann auch noch die brenzlige Lage, in einen politischen Konflikt verwickelt zu werden. Regisseur Donovan Marsh setzt das alles echt kompetent um, und obwohl der Film lediglich ein Budget von 40 Millionen Dollar hat, gibt es ohne Ende Außenaufnahmen. Gerade bei den billigeren Genretiteln hält sich gerade das ja oft in Grenzen, wodurch Hunter Killer im Vergleich angenehm aufwändiger erscheint. Aufgelockert wird das Treiben durch einen Außenauftrag, bei dem ein knörriger Toby Stephens (der Bösewicht aus James Bond: Stirb an einem anderen Tag) ein geheimes Kommando hinter feindlichen Linien anführt. Weil es in diesen Filmen immer Kommandozentralenszenen geben muss, darf sich der blasse Rapper Common zuhause immer mal wieder mit einem entnervten, gelangweilt wirkenden Gary Oldman fetzen, der entgegen der großen Posterplatzierung übrigens doch nur kurz vorkommt und weit engagierter erschien, als er die Air Force One übernahm. An Bord des Unterseeboots selbst kommt es zu Vertrauenskonflikten mit dem immer brauchbaren Michael Nyqvist (der originale Mikael Blomkvist aus den ersten Salander Filmen in seiner leider letzten Rolle) als russischer General.

© Lionsgate

Killt Hunter Killer denn seine Hunt? Teils und teils. Viele Szenen sind spannend umgesetzt, die Effektqualität ist hoch und im Vergleich zu typischen Militär-Werken von Peter Berg oder Michael Bay wird die US-Army hier mal nicht mit grenzenlosem Patriotismus-Pathos hochgejubelt, wird die Maschiniere nicht ausschließlich wie Autowerbung eingefangen. Dennoch will das Ganze nie so richtig volle Fahrt aufnehmen. Das Problem liegt unter anderem am Mann am Periskop selbst, denn Kapitän Iglo Butler bleibt den ganzen Film über stoisch und konzentriert. Zwar mutig und fair, mit seiner ständigen Ausdruckslosigkeit aber auch unnahbar. Auch niemand aus seiner engeren Crew fällt signifikant mit irgendwelcher Persönlichkeit auf, und so fällt es schwer, mit diesen fast schon robotisch agierenden Konservendosenteam mitzufiebern. Jeder Dialog ist missionsbezogen, und es fehlt gänzlich an kleineren Momenten oder Relationen zwischen den Besatzungsmitgliedern, die sie menschlicher erscheinen lassen würden. Noch blasser bleibt der antagonistische Putscher, der gesichtslos meist ungesehene Soldaten anschreit, neue Angriffe zu starten.

Konnte man bei Butlers größtem Klassiker 300 voll und ganz verstehen, wieso die Soldaten ihrem charismatischen, wenn auch cholerischen und rassistischen Anführer bis in den Tod folgen würden, glaubt man hier eher, dass manch einer lieber zuhaus wär und sich lieber einen mittelprächtigen Gerard Butler Film wie Geostorm ansehen wollen würde.

Fazit:
Hunter Killer ist ein interessanter, technisch gut gemachter U-Boot Actioner, dessen Hülle viele Treffer aushält. Schade ist bloß, dass er im selben Fahrwasser wie diverse Kollegen nicht größer auffallen kann, da es ihm an Persönlichkeit und Spannungsspitzen fehlt. Überlegt man, was für ein packendes Nervenzerreißen Das Boot lieferte, oder wie gekonnt Crimson Tide und Jagd auf Roter Oktober spektakuläre Streitgespräche zwischen schwitzenden Dickköpfen setzen konnte, plätschert Hunter Killer mit verhältnismäßig wenige Knoten daher. Dennoch, bei Interesse lohnen schon die vielen U-Boot Aufnahmen, die es sonar selten zu sehen gibt.

5 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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