BG Kritik: „World Invasion: Battle Los Angeles“

26. März 2011, Christian Mester

Als sich eine Schar Asteroiden der Erde nähert und dabei langsamer wird, ahnt das US-Militär bereits, dass es sich bei dem kommenden Besuch aus dem All nicht bloß um Steine handelt. Sie sollen mit ihrer Besorgnis Recht behalten, denn nachdem die vermeintlichen Gesteinsbrocken in Nähe aller großen Metropolen einschlagen, tauchen außerirdische Soldaten auf, die die Zivilbevölkerung der Menschen angreifen. Wie es der Filmtitel bereits verrät, zeigt der als erster von mehreren geplanten Filmen die Schlacht von Los Angeles. Inmitten des Kriegsgebiets bekommt ein Platoon von Soldaten die Aufgabe, eine Gruppe Zivilisten zu bergen. Staff Sergeant Nantz (Aaron Eckhart), der in einem Kriegseinsatz zuvor einmal ein ganzes Team verlor und davon noch traumatisiert ist, sieht seine Chance auf Wiedergutmachung. Selbstlos stürzt er sich ins Gefecht.

(C) Columbia Pictures

WORLD INVASION: BATTLE LOS ANGELES
BATTLE LA (2011)
Regie: Jonathan Liebesman
Darsteller: Aaron Eckhart, Michelle Rodriguez

Kritik:
Ob bei „Mars Attacks“, „Skyline“ oder „Krieg der Welten“: Angriffe böser E.T.s zeigt man in der Regel aus dem Blickwinkel gewöhnlicher Bürger, während militärische Einheiten im Hintergrund bleiben. Die prominenteste Ausnahme bildet wohl „Independence Day“, da Will Smith als Kampfpilot Stephen Hiller darin maßgeblich daran beteiligt wird, die Welt zu retten. Wie in Mars Attacks ist die Army aber auch in diesem Film ein nur kleiner Teil einer größeren Besetzung, da das Hauptaugenmerk auf Fernsehtechniker Jeff Goldblum liegt. „World Invasion: Battle Los Angeles“ dreht den Spieß nun erstmals um und wird ausschließlich aus Sicht eines Army-Platoons erzählt. Das Konzept? „Black Hawk Down“ mit Aliens. Für den Film zeichnet sich Jonathan Liebesman verantwortlich, der zuvor zwei größere Horrorfilme inszenierte: „Darkness Falls“ und „The Texas Chainsaw Massacre: The Beginning“. Um seinen ersten Actionfilm passend zu besetzen, holte er sich nun Aaron Eckhart (Two-Face aus „The Dark Knight“) und Powerfrau Michelle Rodriguez mit ins Boot. Seine Arbeit am Film begeisterte das Studio abschließend sogar so sehr, dass man ihm prompt einen der größten Blockbuster des nächsten Jahres überließ: Die Rache der Titanen, die Fortsetzung des Fantasy-Actionfilms Kampf der Titanen.

(C) Columbia Pictures

Man mag es Hollywood vorhalten können, dass ein x-ter Alienangriffs-Film nicht unbedingt von außergewöhnlichem Einfachsreichtum glänzt, doch es steht wohl außer Frage, dass das Schreckensszenario immer eine interessante Grundlage für einen Film abgibt. „World Invasion: Battle Los Angeles“ schreit mit seinen Soldaten als Helden nun förmlich nach sehenswertem Spektakel, geht es doch im Kerne um harten Überlebenskampf gegen einen unbekannten und gleichermaßen unheimlichen Gegner. Was im Konzept jedoch viel versprechend klingen mag, wird im Kinofilm leider nur mäßig unterhaltsam umgesetzt. Diese Invasion von Los Angeles ist letzten Endes kaum der Rede wert. Die Makel beginnen bereits auf Seiten der Menschen. Aaron Eckhart ist zwar ein äußerst sympathischer, und, wie man in „Thank You For Smoking“ bereits erleben konnte, auch talentierter Darsteller, gibt in diesem Fall aber keinen auffälligen Anführer ab. Trotz großer Ansprachen und wagemutiger Einzelaktionen ist er ein nur geringfügig charismatischer Anführer, was auch daran liegen mag, dass er keine nennenswerten Partner in seinem Squad hat. Michelle Rodriguez ist als Soldatin wie zu erwarten tough, bleibt jedoch noch einsilbiger als in „Avatar: Aufbruch nach Pandora“. Schlimmer sind restliche Soldaten, die gänzlich austauschbar sind und null Persönlichkeit entwickeln. Es hilft auch nicht, dass der Film sämtliche Kriegsfilmklischees durchläuft („Sag meiner Frau, dass ich sie liebe!“) und diverse Logiklöcher aufweist.

Ähnlich misslungen wie die Menschen sind die intergalaktischen Feinde. Was anfänglich noch interessantes biomechanisches Design ist, verliert schnell seinen Reiz. Die Aliens haben keinerlei sichtbares Gesicht, nur eine nach Knete aussehende ovale Gesichtskugel, womit sie automatisch vollkommen unfähig sind, Emotionen auszudrücken. Dazu kommt, dass sie fast immer aus ferner Distanz agieren und nie so eingesetzt werden, dass sie gruselig wirken. Schlimmer als das ist jedoch, dass ihr militärischer Angriff auf Dauer kaum eindrucksvoll wirkt. Sie sehen zwar bizarr aus, schießen aber altertümlich mit Kugeln, haben keinerlei überlegene High-Tech, wie beispielsweise überlegende Waffen oder undurchdringbare Schutzschilde (schwach: eine Kommandostation, die aussieht, als hätten untalentierte Blechkünstler planlos Fundstücke vom örtlichen Schrottplatz zusammengeschweißt) und zeigen keinerlei nennenswerte Intelligenz. Sie greifen nicht einmal in immenser Überzahl an, sodass man sehr schnell anzweifeln darf, dass die ungebetenen Gäste ernsthaft Chancen auf die Weltherrschaft hätten (und somit nach erstem Schreck keine wirklich ernstzunehmende Gefahr darstellen). Bei all dem Kampf Mensch gegen Monstrositäten hat man es auch nicht unterlassen, den gewöhnlichen Spießbürger außen vor zu lassen. Die Zivilisten agieren hier zwar hauptsächlich als Missionsobjekt für die Soldaten, bekommen aber teilweise längere Momente, die allesamt nicht funktionieren. Michael Pena aus „Shooter“ und Bridget Moynahan aus „I, Robot“ weinen als leidende Opfer viel, sind aber ähnlich schlecht charakterisiert wie die Soldaten, womit all ihr zwischen-menschliches Drama nur unnötig von Actionszenen abhält und emotionales Debakel ist.

(C) Columbia Pictures

Neben all den inhaltlichen Schwächen des Films vermag es leider auch Regisseur Jonathan Liebesman nicht, seinen Film handwerklich zu etwas wirklich Sehenswertem zu machen. Er versucht, bekannte Kriegsmotive aus Filmen wie „Der Soldat James Ryan“ und „Black Hawk Down“ filmisch nachzuahmen und wackelt dementsprechend viel mit der Kamera, doch es wirkt oftmals eher störend als atmosphärisch. Schwächen zeigen sich in seinem Unvermögen, Actionszenen fesselnd zu gestalten. Die Aliens schießen meistens aus Entfernung und aus Deckung, während sich die Soldaten stets hinter Autowracks ducken und Kontra geben, aber bis auf eine einzige brenzliche Situation auf einer zerstörten Freeway-Brücke fällt die Action dadurch uninspiriert und unspektakulär aus. Zumindest in technischer Hinsicht weiß „World Invasion: Battle Los Angeles“ zu überzeugen. Obwohl der Film aus Kostengründen zum Großteil in Louisiana gedreht wurde, geben die Sets eine glaubwürdige Nachstellung der Küstenstadt ab, wäre sie ein zerstörtes Kriegsgebiet. Hinzu kommt, dass die wenigen deutlich sichtbaren Auftritte der Außerirdischen und ihrer Maschinen gut inszeniert sind. Abgerundet wird das Geschehen durch wuchtige Sounds, die den Surround-Effekt hervorragend ausnutzen.

Fazit:
„World Invasion: Battle Los Angeles“ sieht zwar recht schick aus und hat tollen Sound, ist darüber hinaus aber ein wenig aufregender Popcornfilm. Langweilige Heldenfiguren kämpfen gegen misslungene Gegner, wobei es zwischen beiden Fronten niemals wirklich spannend oder spektakulär wird.

4/10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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