BG Kritik: „Leatherface“ (The Texas Chainsaw Massacre 3)

7. März 2015, Christian Mester

Nach einem nächtlichen Unfall auf texanischem Highway müssen ein Pärchen und ein Waffennarr um ihr Leben kämpfen, da Ledergesicht und seine verkappte neue Kannibalenfamilie Schmacht haben… Der erste Texas ohne Chefkoch Tobe Hooper hat einen jungen Viggo Mortensen und gehört gar nicht mal so wirklich zu den anderen. Nur lose wird auf das vorherige eingegangen.

(C) New Line Cinema

LEATHERFACE: THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE 3 (1990)
Regie: Jeff Burr
Besetzung: Viggo Mortensen

Kritik:
Es gibt drei Arten von niederem Filmschrott: Schrott, der was Besseres hätte sein können, aber Pech hatte und vermurkst ist („Ultraviolet“), Schrott, der so schlecht ist, dass er schon wieder unterhält („Shark Attack III: Megalodon“) und dann noch Schrott, der einfach nur unguckbar schlecht, da extrem langweilig ist (die „Puppet Master“-Reihe zum Beispiel). Mal ganz simpel gefragt: kann man einen „Texas Chainsaw Massacre“ verhauen? Ist das überhaupt möglich? Da ist der Titel an sich doch eigentlich schon die halbe Miete. Man nehme einfach einen Fettwanst mit Kopfstülpe und motorisiertem Unkrautvernichter, man nehme eine handvoll, oder nein, gleich mehrere handvoll potentieller Opfer, ein bisschen Geschnetzeltes und schon ist man da halbwegs solide durch.

Denkste. Mit seinem Texas Nummer 3 macht Burr (Regie: „Puppet Master“ 4 und 5, oh Graus) nahezu alles falsch, was man hat falsch machen können. Schon der Eröffnungstext lässt einen direkt verzweifelt den Kopf in die Mikrowelle stecken. In diesem wird nämlich auf die Ereignisse des ersten Films eingegangen und berichtet, dass die Behörden einen der Familie namens W.E. packen konnte, allerdings sei man sich nie sicher gewesen, ob das jetzt Leatherface war oder nicht. Spulen wir doch mal zurück: Am Ende des ersten haben 1973 alle der Verrückten überlebt und das Survivor Girl konnte entkommen. Im zweiten waren 1986 Leatherface, der immer noch dieselbe Familie hatte (+ Chop-Top, der im ersten noch in Vietnam war) und von denen keiner W.E. hieß, umgezogen, was dann darin endete, dass die neue Heldin Stretch als einzige überlebte, der Dicke einen Kaiserschnitt mit einer Kettensäge bekam und der Rest der Familie anscheinend durch eine Handgranate erledigt wurde. Bestenfalls konnte nur Leatherface also noch irgendwie davon gekommen sein, bevor die Polente auftauchte.

(C) New Line Cinema

Dass dieser Film nun ein echtes Sequel sein soll, lässt sich anhand des Intros, der „3“ im Titel und der Tatsache vermuten, dass Stretch am Anfang des Films sogar kurz zu sehen (!) ist. Nun hat der dritte in Wahrheit aber gar nichts mit den Vorgängern zu tun, da Leatherface urplötzlich eine komplett neue Familie hat, worauf seltsamerweise in keinster Form eingegangen wird. Warum auch, es ist „Texas Chainsaw Massacre“, Säge an und Geld rein… Da einem die Continuity also offensichtlich vollkommen egal war, ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass man sich ähnlichen Mühen mit dem Rest des Films gab. Ja, Stretch im zweiten war extrem nervig, hatte aber noch Charakter – die neuen hier sind einsilbig und gesichtslos. Foree darf teilweise seinen toughen Typen aus „Dawn of the Dead“ imitieren und damit zumindest ein kleines Bisschen Qualität einbringen.

Spannung kommt aufgrund der miserablen Regie keine auf, die Morde sind ein Witz (und zudem meistens im Off), das Bild ist fast ununterbrochen so dunkel, dass man fast nichts erkennt und die neue Familie von Leatherface (inkl. Aragorn) ist ein Maelstrom der Talentlosigkeit. Dass Mortensen diesen Film bereut, ist kein Wunder, da er hier als Möchtegern-Irrer weder bedrohlich, noch angsteinflößend oder glaubhaft wirkt. Leatherface? Ist dieses Mal zum Glück nicht mehr so notgeil wie im zweiten, dafür aber noch wesentlich debiler. In einer bizarr unlustigen Szene versucht er etwa, mit einem Sprachcomputer Englisch zu lernen, wobei er einen Menschenkopf immer wieder fälschlicherweise als „Nahrung“ bezeichnet. Lustig geht anders, bizarr auch und da der klobige Sägenschwinger unentwegt nur schlechte Szenen hat, ist er ein laufendes Armutszeugnis.

Fazit:
„Leatherface“ begeht letztendlich das schlimmstmögliche aller Filmverbrechen, indem er einfach nur langweilig ist. Träge im Ablauf, lahm in seinen großen Leatherface Sequenzen. Als wenn der Vorlese-Opa beim Vorlesen schon beim Vorwort einschlummert. „Der mit Aragorn“ will weg vom Irrsinnshumor des zweiten und wieder ernstgenommen werden, versagt aber an einer trantütig öden Regie, einem schwachen neuen Leatherface, einem langweiligen neuen Clan und einem generell viel zu dunklen Bild. Glückwunsch, von 10/10 zu 2/10 in nur zwei Filmen. Jetzt konnte es ja nur besser werden (oder?)

2/10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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