BG Kritik: Godzilla 2 – King of the Monsters

3. Juni 2019, Christian Westhus

Fünf Jahre nach den Vorfällen des ersten Teils, nach der Begegnung mit Godzilla und den MUTOs, sucht und findet das Monarch Institut weitere Titanen, gewaltige Monster, die irgendwo auf und unter der Erde schlummern. Doch bald rührt sich etwas in den Giganten. Und auch Godzilla kehrt zurück.

Godzilla v Ghidorah: Dawn of Monsters

© Warner Bros. & Legendary Pictures

Godzilla II: King of the Monsters
(Godzilla: King of the Monsters, USA 2019)
Regie: Michael Dougherty
Darsteller: Vera Farmiga, Kyle Chandler, Millie Bobby Brown, Ken Watanabe, Zhang Ziyi u.a.

Viel hilft viel. Das jedenfalls dachten sich Regisseur Michael Dougherty („Trick R Treat“, „Krampus“) und die Verantwortlichen bei Warner und Legendary, als sie die Fortsetzung des inzwischen zum Shared Universe Artikel erweiterten „Godzilla“ von 2014 angingen. Dieser hatte sich seine großen Momente lange aufgespart und so macht „King of the Monsters“ von der ersten Minute an deutlich, dass man nun anders vorgehen wird. Wir starten quasi mit einer Aufnahme von Godzilla in voller Pracht und es dauert gefühlt kaum eine halbe Stunde, ehe Big G seinen blauen Atem einmal sprudeln lässt. Klotzen, nicht kleckern. Wer hat, der hat bzw. der kann. Denn mit mehr und größeren Monstern lässt sich ordentlich Krawall veranstalten. Sprichworte gibt es viele, doch dass sich bereits vor dem Finale eine gewisse Gleichgültigkeit einstellt, dass man sich wie bei „Rampage 2“ fühlt, wenn man den dreiköpfigen Ghidora oder den Quasi-Flugsaurier Rodan „mal wieder“ irgendwo auftauchen sieht, gibt Grund zur Sorge.

In diesem überlangen Film, den Regisseur Dougherty nur sehr selten und nur ansatzweise mit kleinen sadistischen (Horror?)-Comedy-Spitzen beeinflussen kann, sind die Actionszenen groß, laut, zerstörerisch und irgendwie beiläufig. Es ist ohnehin schwer nachzuvollziehen, was ein Filmemacher wie Dougherty nach zwei vorherigen Filmen zu einem Blockbuster wie diesem beitragen kann. Was einem James Wan bei „Fast & Furious“ und „Aquaman“ noch gelang, wirkt hier leider oft auf einem grundsätzlich ordentlichem Niveau austauschbar. Doch so geht es ja nicht wenigen effektreichen Spektakelfilmen unserer Zeit. Ein blinder Computer bzw. ein blindes Huhn findet jedoch auch mal ein Korn und so bleiben durchaus mal vereinzelte Aufnahmen und Sequenzen positiv in Erinnerung, sei es Mothras Verwandlung, ein „unerwartetes“ Erscheinen Godzillas, Ghidorahs leuchtende Augen in der Dunkelheit oder eine längere Sequenz mit Flugtitan Rodan. Doch nichts davon, auch nicht diese Highlights, brennt sich wirklich fest, reißt mit oder lässt wirklich die Nackenhaare aufstellen. Stattdessen stört sich die verplottete Handlung selbst mit ungeschickten humoristischen Versuchen in einer ansonsten toternsten und melodramatischen Geschichte, die zu viele Figuren von Belang besitzt.

Man kann KotM sicherlich nicht vorwerfen, es sich einfach gemacht zu haben, nichts versucht zu haben. Zentral beschäftigen wir uns mit Madison („Stranger Things“ Star Millie Bobby Brown) und ihre Eltern, gespielt von Vera Farmiga und Kyle Chandler. Beide reagieren unterschiedlich auf ein traumatisches Ereignis während der Geschehnisse des 2014er Films, ziehen ihre Tochter in verschiedene Richtungen und bringen ein technologisches Gerät ins Spiel, welches großes Bedeutungspotential in sich trägt. Auch diese Familiengeschichte wirkt wie eine Reaktion auf die Kritik am vorherigen Film, wie der Versuch, die menschliche Komponente zu stärken und intensiver zu machen. Eigentlich keine schlechte Idee, doch es hapert an der Umsetzung und am Willen, die emotionalen und thematischen Spitzen wirklich auszuspielen. So verbringen wir zwar mehr Zeit mit mehr Figuren, ohne jedoch nennenswert mehr zu erfahren oder zu empfinden. Noch dazu hat Firma Monarch mit Dr. Serizawa (Ken Watanabe) und einigen Kollegen natürlich viel zu tun und zu sagen, wenn plötzlich gleich mehrere Titanen auftauchen. Und dann gibt es noch eine kriminelle Gruppe unter der Leitung von Charles Dance, der nur dafür sorgt, dass wir „Game of Thrones“ Begriffe in den Godzilla-Kosmos werfen. Dances theoretisch spannendes Motiv für seine Taten ist letztendlich nur Ozymandias-light und spielt irgendwann kaum noch eine Rolle.

Dracarys: Auch Ghidorah kämpft um den Eisernen Thron der Monster.

© Warner Bros. & Legendary Pictures

Damit ist „King of the Monsters“ am Ende nur für eine Sache so wirklich zu gebrauchen, nämlich als „Beweis“ dafür, dass „Godzilla“ 2014 zum allergrößten Teil genau richtig war und richtig lag, wie man diese amerikanische Version des großen Dicken in Szene setzt. Natürlich überspannte Gareth Edwards‘ Film ein wenig den Bogen, wenn es darum ging, die epische Größe Godzillas und die gewaltigen Monsterkämpfe anzudeuten und immer dann abzublenden, wenn es losging. Doch es lohnte sich, nicht zuletzt da Edwards‘ größte Stärke darin lag, klar strukturierte Bilder mit einer mehrdimensionalen Wucht zu generieren. Soll heißen: wenn es bei Edwards groß und episch wurde, dann spürte man das auch. Das geht beim Auftreten des Fußes am Flughafen los und mündet beim Atomaren Dracarys-Atem, den Godzilla seinem Muto Kollegen ins weit aufgesperrte Maul einflößt. Die vorherige Reduzierung, quasi der Kalte Entzug dessen, was man von diesen Filmen erwartet, ließ die großen Momente des Finales intensiver wirken, da wir noch nicht satt und willig geprügelt wurden von zehnminütigen Zerstörungssequenzen. Als es drauf ankam, spielte „Godzilla“ seine wahre Größe vortrefflich aus. Da kann „King of the Monsters“ trotz massiver Effektgewalt bei Dunkelheit und Regen nur bedingt mithalten.

So wird der Film auch nie müde, immer wieder „Skull Island“ zu erwähnen, wo ebenfalls ein Titan gesichtet wurde, der natürlich nicht wirklich gezeigt wird, von dem wir dennoch wissen, dass er nicht so ganz zu dieser Truppe passt. Vielleicht um sich dem „pulpy“ Unterhaltungston aus „Kong: Skull Island“ anzupassen, quält sich KotM zum Finale hin ein paar cartoonige Einzelmomente hervor, die mit anderem Kontext und nach einem anderen ersten Film besser gewirkt hätten. So wird Godzilla selbst zu sehr zu einer Person mit Ausdruck und Attitüde, statt dass er weiter die Avatar-Gottheit des Vorgängers geben darf. Wie er zu später Stunde ein paar Mitstreiter überblickt und wie einer von diesen quasi eine „Sorry, Boss“ Verbeugung macht, als gehöre er zu den Hyänen von „König der Löwen“, ist auffallend lächerlich. Und das ist schade, denn spätestens das Finale rummst und kracht ordentlich. Nicht mit der Eleganz von 2014 und nicht mit dem grellen Esprit von „Skull Island“, aber der Film liefert, auch wenn man sich mehrfach fragt, wie es Menschen (und Helikopter!) schaffen, zwischen zwei trampelnden Titanen am Boden zu überleben bzw. intakt zu bleiben. Insbesondere Ghidorah ist eine mächtige und prächtige Erscheinung, die man so bisher, bei aller Liebe und Anerkennung für Puppen und Gummianzüge, noch nicht erlebt hat. Sehenswert bleibt „King oft he Monsters“ somit allemal. Nur ob das reicht, muss bezweifelt werden.

Fazit:
Groß, laut und wuchtig, aber mit einer umständlich erzählten Geschichte und ohne die Eleganz des Vorgängers. Es scheppert reichlich, doch wirklich zufrieden kann man eigentlich nicht sein.

6/10

Autor: Christian Westhus

Ein echter Ostwestfale. Gebürtig aus einer kleinen Doppelstadt, die niemand kennt, studierte Literatur in einer Stadt, die es angeblich nicht gibt (Bielefeld). Arbeitet seit 2006 für BereitsGesehen, schreibt Kritiken und Kolumnen, gehört zum Podcast Team und ist einmal im Monat beim KultKino in Lippstadt zu sehen.

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