BG Kritik: „Batman v Superman: Dawn of Justice“ (Ultimate Edition)

15. März 2016, Christian Mester

Traumatisiert von den Kollateralschäden, die bei Supermans Kampf gegen Zod angefallen sind, sowie von apokalyptischen Visionen, die ihm Superman als weiterhin unheilbringendes Übel zeigen, sieht sich Batman in der Verantwortung, dem Man of Steel ein Ende zu bereiten. Lex Luthor, der längst beide Geheimidentitäten durchschaut hat, hält es für die ideale Gelegenheit, beide auf einen Schlag loszuwerden…

(C) Warner Bros

Batman v Superman – Dawn of Justice (US 2016)
Regisseur: Zack Snyder
Cast: Henry Cavill, Ben Affleck, Jesse Eisenberg

Kritik:
Eigentlich hätte der Film locker die Box Office Milliarde knacken müssen, doch das dem nicht so ist, und dass das allgemeine Interesse nach einem spektakulären Startwochenende plötzlich weltweit erheblich einbrach, hat dann doch seine Gründe. Diese Schwächen sind dann leider auch so unübersehbar, dass man kein Superermittler vom Schlage eines Batmans sein muss, um das zu bat-stätigen.

Es fängt schon mit Superman selbst an. Dass Lex Luthor Superman in Frage stellt, ergibt Sinn; dass es Batman auch macht, ist für das VS notwendig, doch der gesamte Film an sich rückt Superman in ein derart schlechtes Licht, dass es der Figur maßgeblich schadet. Er lässt sich als christushafter Retter verehren und wird sauer, wenn man es ihm nicht dankt. In unfassbaren Momenten raten ihm seine Eltern, sich von der Menschheit abzuwenden, weil er ihnen ja nichts schulde. Natürlich kann man Superman derart dekonstruieren, doch da Superman vermutlich noch in vielen weiteren Filmen der Reihe als Held auftauchen soll, untergräbt es die Figur auf sinnlose Weise. Auch fehlt Snyder das Geschick, Superman trotz der fehlenden Sympathien interessant genug aussehen zu lassen. Letzten Endes fällt es ungeheuer schwer, diesen Superman weiterhin zu mögen oder für ihn zu sein, was gerade den letzten Momenten des Films sämtliche Emotionen beraubt.

(C) Warner Bros

Offensichtlich ist zudem, warum es getan wurde: um Batman, den man lieber hat, konzentrierter als zentrale Figur zu positioneren. Damit der generell intelligente und faire Batman halt überhaupt Gründe finden kann, Superman töten zu wollen, müssen die Zweifel so dick aufgetragen werden, dass es unweigerlich Supermans Sympathien als Kollteralschaden erfordert. Das wäre alles verständlich, wäre wenigstens Batman ein Held zum Favorisieren, doch selbst das versaut Snyder. Um den Affleck Batman noch härter zu gestalten als die Bale Variante, tötet und foltert die neue Interpretation. Wenn er in einem Warenhaus eine Armada Handlanger gnadenlos niederschlägt, ist das eine gewöhnliche Sache, in einem Ton, an dem man sich gewöhnen könnte, doch wenn er mit seinem Batmobile gegnerische Fahrzeuge zerschießt und dann auch noch makaber als Abrisskugel einsetzt, wär der Punisher bald stolz auf ihn. Davon ab gibt es genügend Einwände für Batmans eigentlichen Plan. Dass Superman nicht bei einem Urlaubsflug Gebäude zertrümmerte, sondern bei Bemühungen, den bevorstehenden Weltuntergang durch feindliche Außerirdische aufzuhalten, wird kein einziges Mal thematisiert. Dass Superman regelmäßig und medial zelebriert Menschen in Not rettet, wird ignoriert. Stattdessen genügt es, dass Batman eines Abends gegen Superman fährt und dieser ihm nüchtern droht.

Luthor hätte ein wirkungsvoller Strippenzieher sein können, der Superman und Batman gegeneinander aufbringt, doch dafür ist er gar nicht nötig. So hat er alternativ einen seltsamen Plan, der ebenso umständlich wie sinnlos erscheint. In Superman Returns wollte Kevin Spaceys Lex Luthor Grundstücke auf einer Kryptonitinsel verkaufen, was ebenfalls bedeppert war. Der neue Luthor aber plant, ein unkontrollierbares, unzerstörbares Monster in die Welt zu setzen, das alles töten und zerstören will. Jesse Eisenberg gibt zwar sein bestes, seinen Luthor als Mischung aus psychischem Wrack und wahnsinnigem Megalomaniac zu entwerfen, doch selbst für seine Rolle erscheint es sinnlos, die Erde inklusive sich selbst vernichten zu wollen. Dafür, dass sich BVS super ernst nimmt, kommt es zudem immer wieder zu super dämlichen Momenten. Soll man wirklich glauben, dass Reporter Clark Kent noch nie in seinem Leben von Bruce Wayne gehört hat? Martha. Granny’s Pfirsichtee. Das Bonbon. Jimmy Olsen. Gehört sie zu dir? Lois, die gleich drei mal kreischend gerettet werden muss.

In mancher Hinsicht ist Snyders Art, das weitere DC Extended Universe langsam anzuteasen, fast löblich. Da gibt es wirre, kaum erklärte Visionen, Cameos und kleine Teaser wie Darkseids Omega-Zeichen, die nur beinharte Fans wiederkennen. Ohne die Erklärungen lässt das Spielraum zum Überlegen und Diskutieren. Dann aber widerum stellt man die weiteren Justice League Mitglieder faul als Informationsdump nacheinander in einer E-Mail vor, weil man sich offensichtlich kurz vor Produktionsschluss einräumte, dass man den nächsten Teil doch noch schnell irgendwie deutlicher ankündigen muss. Dabei gibt es beispielsweise eine Szene unter Wasser, in der man Aquaman hervorragend organisch hätte vorstellen können. So wirkt es einfach nur unbeholfen, und auch Wonder Womans Beteiligung wirkt lieblos ergänzt. Sie trägt fast nichts zur Handlung bei und darf im Grunde erst mitmischen, als der Endgegner zur letzten Runde bimmelt. Dafür, dass sie auf dem Cover ebenbürtig mit Batman und Superman gezeigt wird, ist es schon auffällig wenig.

(C) Warner Bros

Durch diese vielen kleinen Problemchen verliert der Film an Kohärenz und Emotionalität. Es fällt schwer, für Batman oder für Superman zu sein, was selbst bei Freddy vs Jason oder Alien vs Predator leichter zu bestimmen war. Die Art und Weise, wie diese beiden zu Kontrahenten gemacht werden, ist ebenso kompliziert und unaufregend wie die spätere Not, beide doch noch zu Partnern zu machen. Ant-Man schuf in seinem Solofilm die nötige Spannung, wie es wohl sein würde wenn er bei den Avengers mitmischen würde, was dann in Captain America 3 lohnend aufging. Wie kann man hier aber drauf gespannt sein, wie sich wohl der unsympathische Superman und Aquaman miteinander verstehen werden? Oder wie Wonder Woman, die in BVS übrigens kein einziges Wort mit Superman spricht, auf Flash und Cyborg reagieren wird. Weiterhin ist das kommende Böse so vage illustriert, dass es äußerst schwer fällt, sich auf DC Bösewicht Darkseid und seine geflügelten Monster oder gar auf einen bösen Superman mit treuer Superman-SS zu freuen. Das einzige Resümee, was man daraus ziehen kann, ist die Tatsache, dass die separaten Batman Filme interessant werden könnten, da Affleck das Positivste an diesem ganzen Film ist.

Ultimate Edition Ergänzungen
30 neue Minuten sind viel, zumal sie BVS so lang werden lässt wie die Herr der Ringe Filme, die ja von ihren Extended Fassungen profitieren konnten. Reichen sie aber, um BVS in Gänze zu fixen?

Der Ultimate Edition Cut stellt schon eine deutliche Veränderung dar; es ist nicht derselbe Film + ein, zwei neuer Momente, wie es bei manchen DCs oder Extended Versionen der Fall ist. Im Vergleich zur Kinofassung gibt es viele Verlängerungen von Szenen, einige neue Momente und auch die Reihenfolge mancher Szenen ist umgestellt. Letzten Endes ergibt sich aber kein anderer Film, und nahezu alle inhaltlichen Schwächen bleiben weiter bestehen. Die auffälligste Ergänzung ist die bereits im Internet veröffentlichte Szene, in der die außerirdische Kreatur Steppenwolf (der Bösewicht des kommenden Justice League Films) Luthor kontaktiert. Es erklärt zumindest, wie Luthor überhaupt auf die Idee mit Doomsday kommen konnte, und wie er die kryptonischen Maschinen zu bedienen hat. Der zweitgrößte Zusatz dürfte das Auftreten Jena Malones sein, die Lois Lane bei ihren Ermittlungen hilft. Entgegen vieler Erwartungen ist sie aber keine Comic-Figur wie Oracle oder Batgirl, sondern lediglich eine gewöhnliche Laborantin.

Die übrigen Veränderungen spendieren allen Figuren hier und da längere Momente, wobei insbesondere Lois Lanes Recherche erheblich ausgebaut wird. Gewonnen wird dadurch aber kaum was, da die wenigen kleineren Verbesserungen die zusätzliche Laufzeit nicht rechtfertigen. Mit allem drum und dran geht der Ultimate Edition Cut über 3 Stunden, und anstelle den ohnehin schon teils zähen Film mit neuer Action aufzulockern, wird Geduld bloß noch länger auf die Probe gestellt. Wer sich zusätzliche Action, Visionen oder neue JL-Teaser erhofft, wird enttäuscht.

Fazit:
Keine Katastrophe, aber unnötiges Scheitern. Technisch passabel gemacht und okay besetzt, mit einem gut gewählten Affleck, unterhaltsamen Einzelmomenten und solider Musik, doch leider inhaltlich misslungen, unnötig kompliziert, mit lauer JL-Ankündigung und schwachen emotionalen Momenten. The Dark Knight Rises konnte mit seinem großartigen Vorgänger nicht mehr mithalten, doch im Vergleich zum Dawn of Justice ist auch der ein Meisterwerk.

Der Ultimate Edition Cut verfeinert viele der Charaktermomente, bringt aber bis auf eine neue Szene kaum echte Besserungen, vor allem keine neue Action. Wonder Woman ist weiterhin vernachlässigt, Superman noch immer unsympathisch, Luthors Plan noch immer fragwürdig. Wer von Lois Lanes Nebenplot nicht genug kriegen kann, der muss die längere Fassung haben. Alle anderen warten eventuell lieber auf den Affleck Solofilm.

4/10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

RENDERING
Um an dieser Diskussion teilzunehmen, registriere dich bitte im Forum:
Zur Registrierung