BG Kritik: Men in Black – International
Nach einem Kindheitserlebnis sucht Molly (Tessa Thompson) ihr Leben lang nach den mysteriösen „Männern in Schwarz“, die sich mit außerirdischem Leben beschäftigen. Nun ist sie erfolgreich und zwingt sich MiB-Leiterin O (Emma Thompson) als neue Rekrutin auf. Auf Probezeit wird aus Molly Agent M und so gerät sie an der Seite des leichtlebigen Star-Agenten H (Chris Hemsworth) in einen internationalen Fall aus intergalaktischen Bedrohungen und potentiellen internen Verrätern.
Men in Black: International (USA, China 2019)
Regie: F. Gary Gray
Darsteller: Chris Hemsworth, Tessa Thompson, Liam Neeson, Emma Thompson u.a.
Kinostart Deutschland: 13. Juni 2019
Es gibt so einige nicht totzukriegende Franchises, nach denen eigentlich niemand mehr fragt, die dennoch immer wieder und oftmals trotz vorherigen Scheiterns hervorgekramt werden. Men in Black ist so ein Fall. Dabei gibt das Grundkonzept mit den Anzugträgern, dem intergalaktischen Migrationsverkehr und den damit verbundenen Problemen eigentlich gut was her und könnte mit etwas Mut und Cleverness tatsächlich funktionieren, sollte man meinen. Irgendwie jedenfalls. Eine wirklich gute Fortsetzung hat der „Ghostbusters“ der 90er (wenn man das so sagen kann) bisher allerdings noch nicht bekommen. Zu speziell waren offenbar Ton, Aussehen und „Feeling“ des Films. Daran kann auch Teil 4, „International“, nicht heranreichen.
Den ersten „Men in Black“ heute noch einmal (oder erstmalig) zu sehen, ist eine mitunter seltsame, aber stets lohnende Angelegenheit. Während unsere zeitgenössische Nostalgie-Maschinerie inzwischen die 90er erreicht hat, reitet „MiB“ auf den letzten Zügen des Jahrzehnts in Richtung Jahrtausendwende. Da wäre die zuweilen etwas „optimistische“ Effektkunst, Will Smiths Klamotten und Sprüche, sowie natürlich das Hip Pop Titellied. Doch es ist auch ein Film über New York und die USA vor 9/11 und vor Donald Trump. Der Einstieg mit den mexikanischen Einwanderern bekommt im Jahr 2019 eine ganz andere Note und gibt die weitere Richtung vor, denn „MiB“ positioniert sich unmissverständlich in Sachen Migration, Einwanderung und einem möglichst friedlichen Mit- und Nebeneinander der unterschiedlichsten Kulturen. „International“ besitzt – trotz des Namens – quasi nichts davon.
Ein Zyniker könnte auf die „internationale“ Produktion des Films schauen und Chinas Schwergewicht Tencent Pictures maßgeblich dafür verantwortlich machen, wie austauschbar und gefahrlos der Film größtenteils geworden ist. Doch andererseits reiht sich „International“ damit perfekt in die maximal mittelprächtige Riege der „MiB“ Fortsetzungen ein. Dabei hätte es ohne Frage gelingen können. Mit Chris Hemsworth und Tessa Thompson holte man sich gleichermaßen beliebte wie talentierte Stars ins Haus, die ihre „Chemie“ miteinander bereits in „Thor: Ragnarok“ unter Beweis gestellt hatten. Noch dazu bekommen wir damit die Art von Partnerduo, die man uns mit dem Ende des ersten Films bereits für Teil 2 versprochen hatte. Der Einstieg mit Molly greift noch ganz geschickt Fragen auf, wie eine Agentur wie die Men in Black im 21. Jahrhundert mit Breitbandinternet, Social Media und Smartphones wirklich noch geheim bleiben kann. Mollys Suche ist nachvollziehbar und sogar charakterlich reizvoll … und damit logischerweise in dem Moment erledigt und vergessen, wenn sie ihren Dienst antritt.
An Hemsworth und Thompson liegt es allerdings nicht, dass man sich schon während des Abspanns nur noch an Fragmente des Films erinnern wird. Es sind lediglich Gags und flotte Sprüche, die hängen bleiben. Der eigentliche Film wurde vom überforderten Script und einer flachen Regie quasi ge-blitzdingst. Doch ist es wirklich so fatal, von einem Film wie diesem in erster Linie unterhaltsame Zerstreuung zu erwarten bzw. zu verlangen? Und blieben bei „MiB“ nicht auch in erster Linie kontextlose Momente hängen, seien es die vorlauten Aliens im MiB-Quartier, Js Prüfung oder die galaktische Schabe im „Edgar“ Kostüm? Gut möglich und doch fehlt „International“ so ziemlich alles, um die Stufe „ganz nett“ zu übersteigen. Zu den Highlights der lauen Unterhaltung zählt zwar auch das heitere Miteinander der beiden Stars, in erster Linie aber ein etwa faustgroßes Alien, das wie ein Schachbauer denkt und mit zunehmender Zeit immer dreister und frecher wird, sehr zur Freude des Zuschauers. Der von Kumail Nanjiani (bzw. im Deutschen von Tobias Müller) gesprochene Pawny (get it?) kombiniert die niedliche Äußerlichkeit von Baby Groot mit der Persönlichkeit von Drax und dem Mundwerk von Rocket. Das ist nicht originell, aber ungemein effektiv.
Doch nimmt man Pawny heraus, ändert man praktische nichts an der Handlung, nichts an der eigentlichen Dramatik der Geschichte, entfernt dafür 75 Prozent Witz und Niedlichkeit. Pawny ist das Doping für ein ansonsten furztrockenes Action-Sci-Fi-Abenteuer, welches uns spaßige Helden, schräge Aliens und ungewöhnliche Einfälle präsentieren will, aber kaum interessanter wirkt wie eine mittelmäßige Folge „Star Trek: Discovery“. Vollkommen altbacken sind die Eindrücke der diversen Alien-Subkulturen oder integrierter Außerirdischer. Der charakterliche Unterbau von Hemsworths Agent H? Flach und austauschbar. Die große Bedrohung? Visuell und spannungstechnisch ohne besonderen Eindruck. Das „internationale“ Feeling? Wir reisen zwar durch halb Europa und bis nach Marrakesch, doch der bemühte James Bond Anstrich ist weder sinnvoll noch interessant. Und ganz besonders fatal verhält es sich mit der Nebenhandlung um einen potentiellen Verräter oder Doppelagenten, die mit derartigem Desinteresse abgespult wird, dass man sich schon fragen kann, warum man sich dieses narrative Zusatzgepäck überhaupt aufhalsen musste. Stars, animierte Nebenfiguren und beliebige Actionstandards können für knapp zwei Stunden harmlos unterhaltsam sein, doch die Zukunft des Franchises kann „MiB: International“ nicht beflügeln, sondern eher als gescheitert besiegeln.
Fazit:
Wenig reizvoller neuer Versuch für die „Men in Black“ Reihe. Die Stars sind einigermaßen sympathisch, ein paar Momente sind solide unterhaltsam, doch im Schatten des modernen Unterhaltungskinos fällt „International“ zu wenig ein, um sich wirklich in Szene zu setzen. Schneller vergessen als man „ge-blitzdingst“ sagen kann.
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