BG Kritik: „96 Hours – Taken 1“

14. Juli 2010, Christian Mester

Taken (2010)
Regie: Pierre Morel
Cast: Liam Neeson, Maggie Grace, Famke Janssen

Story:
Ex-Eliteagent und Familienvater Bryan Mills (Liam Neeson) lässt seine Tochter Kim (Maggie Grace) nur ungern allein nach Paris reisen… und soll mit der Sorge Recht behalten. Kim wird von Menschenhändlern entführt, die es alsbald mit dem ehemaligen Terrorexperten zu tun kriegen.

Kritik:
Was wurde im Vorfeld nicht alles diskutiert: Liam Neeson in einem reinrassigen Actionthriller? Das konnte doch nicht funktionieren. Gut, der Mann hat mit „Batman Begins“, „Star Wars Episode 1: Die dunkle Bedrohung“ und „Königreich der Himmel“ schon prinzipiell einiges an Action gemacht, war darin aber immer der ernste Part, der Mentor. Ein längst ehemaliger Held, der jemand Jüngeres, Sportlicheres den Weg wies.

Von „96 Hours“ war jetzt in erster Linie eines zu erwarten: ein Thriller der Marke „Firewall“ mit Harrison Ford, in dem etwas Wirbel los ist, dessen Action aber immer klein und unspektakulär bleibt. Welch Irrtum. „96 Hours“ ist offen gesagt der beste Steven Seagal-Streifen, den Seagal selbst nie gemacht hat, und damit ist richtig handkantenlastige Action gemeint.

Mit seinen über 1,90m ist der Ire zwar ohnehin eine beeindruckende Gestalt, aber wie er selbst schon als Ra’s al Ghul sagte, wird man ja in erster Linie durch das definiert was man tut, nicht durch was man sagt… und gesagt ist getan. Selten fegte ein erstklassiger A-Schauspieler so brachial und Präsenz ergreifend über die Leinwand wie in „96 Hours“. Neeson’s Charakter mag zwar ein liebender Daddy sein, ist ansonsten aber alles andere als ein Waschlappen oder Faulpelz. Mit unbeirrbarer Intensität jagt er die Entführer seiner Tochter und bricht dabei Knochen wie andere Salzstangen vorm Fernseher. Zwar holt er nie zum Van Dammeschen Spagat aus oder reibt sich den durchtrainierten Body mit Babyöl ein, aber das braucht er auch gar nicht. Neeson verkörpert Mills als authentischen erfahrenen Fachmann der Kunst des Tötens, der seine Skills für Kills einsetzt.

Überraschend ist, dass Regisseur Morel nie davor zurückschreckt, richtig harte Actionszenen zu zeigen. Wie in den besten Tagen Seagals geht es also äußerst hart zur Sache, ohne dabei aber je in cartooniges Blutbad ala „Rambo 4“ auszuarten. Hervorragende Schusswechsel, Nahkämpfe und Verfolgungsjagden wechseln sich ständig ab, sodass man als Actionfan auf seine Kosten kommt. Während Powerhorse Neeson mit unbändiger Kraft durch den Film jagt und das einen Riesenspaß macht, sind die Randerscheinungen passabel, da kaum abgefragt. Maggie Grace (Shannon aus „Lost“) flennt sich übertrieben aufgedreht als junge Tochter durch ihre Szenen, Famke Janssen, Holly Valance und Xander Berkeley sind in Nebenrollen allenfalls auf TV-Niveau und auf Seiten der Bösen fehlt es sogar vollkommen an Bezugspersonen.

Fazit:
Action vom Fass: Liam Neeson wischt den Boden mit seinen Gegnern auf und macht die zwei Stunden von „96 Hours“ zu zwei recht unterhaltsamen.

8 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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